Iggelbach

Das Dorf Iggelbach mit rund 900 Einwohner liegt drei Kilometer südlich von Elmstein mitten im Pfälzer Wald, am Fuße des Bloskülb ( 568 Meter ), der höchsten Erhebung der näheren Umgebung. Die Talsohle liegt 325 Meter über dem Meeresspiegel. Man unterscheidet deutlich zwei Teile, das ältere Oberdorf mit noch einigen über 200 Jahre alten Fachwerkbauten am Eckel und im Talgrund, und das neuere, irrtümlich sogenannte „Unterdorf“, das sich zum Kurzeck hinzieht. Die Bewohner des „Unterdorfes“ werden daher auch Kurzecker genannt.

Die Geschichte des Dorfes ist, wie alte Überlieferungen berichten, eng mit der des Nachbardorfes Elmstein und seiner Burg verknüpft. Die ersten Ansiedler beider Dörfer standen sicher im Dienst der Burgherren von Elmstein, denen auch die ganze Gemarkung mit 326 Morgen Felder und Wiesen und 20 000  Morgen Wald , mit insgesamt 54 Bergen und 74 Tälern gehörte.
Die Gesamtgemeinde Elmstein, zu der Iggelbach gehört, hat eine Fläche von 6 400 Hektar, die Gemarkung Iggelbachs ist 2 100 Hektar groß. Im Jahre 1466 verpfändete Kurfürst Friedrich I. die Burg Elmstein samt den umliegenden Dörfern und liegenden Gütern an Erhard von Remchingen für 600 Reichtaler auf Wiederkauf. Im Bauernkrieg ( 1525 ) wurde die Burg zerstört. Im Dreißigjährigen Krieg ( 1618 bis 1648 ) wurde der Weiler Iggelbach vollständig verwüstet.
Die wenigen Bewohner, soweit sie nicht vom Krieg oder von der Pest dahingerafft worden waren, flüchteten in die Wälder. In den folgenden Jahrzehnten war Iggelbach völlig unbewohnt, die Häuser gänzlich verfallen, die Felder verödet und mit Sträuchern, Dornen und Gestrüpp überwuchert. Am 9.April 1662 richteten fünf Franzosen, Antoine Gilbert, Jean Pichon, Jean Bertrand, Jean Pierre und Pierre Jaques, alle zu Schifferstadt sich aufhaltend, eine Bittschrift an den Kurfürsten, in dem verödeten Dörflein Iggelbach bauen und wohnen zu dürfen.
 
Die Bittschrift hat folgenden Wortlaut: „Durchlauchtigster Kurfürst, gnädigster Herr“!
Es hat Bringer dies in seinem und seiner vier Mitgesellen Namen, alle sich in Schifferstadt aufhaltend, allhier angesucht, daß man ihnen nach Iggelbach, hinter Elmstein, im Tal und Gebirge gegen Lautern gelegen, zuziehen und sich daselbst niederzusetzen, erlauben wollte. Wenn aber gnädigster Kurfürst und Herr die Erlaubnis von derselben untertänigst muß erlangt werden, so haben wir an Ew. Kurfürstl. Gnaden berichten wollen, daß sechs bis sieben Hausgesäß befunden, welche aber alle in dem zurückgelegten Krieg verzogen, gestorben und verdorben sind, auch die Häuser alle ganz zu Haufen gefallen, also daß der Ort jetzo ödt und wüst liegt, und soviel man darum weiß, derselbe dem Feuer heimgefallen ist.
Es hat aber über 20 Morgen Ackerfeld darum her nicht liegen und mußte die Nahrung aus dem Gehöltz gesucht werden. Dieses französisch geschriebene Gesuch wurde von Ulrich Jakob Häußer und P. Lorenz Müller übersetzt und dem damaligen Kurfürsten Karl Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern in Heidelberg, vorgelegt.
Die Verhandlungen führte die Kurfürstliche Rechenkammer. Mit Schreiben von 29. April 1662 wurde den aus der Picardie stammenden Franzosen neun Jahre Steuerfreiheit zugestanden, alsdann sollten sie die übliche Schatzung, Zins, Frohn und dergleichen dem Dorf abliegenden Herrschaftlichen Schuldigkeit leisten ( jährlich sechs Gulden Pacht ).Dieser Versuch der Wiederbesiedlung schlug fehl, wie aus dem nachfolgenden Berichten ersichtlich ist. Am 14. September 1687, also 25 Jahre später richtet Hanß Niclauß Claßen, Gemeinsmann zu Hambach unter Kästenberg ( Hambacher Schloß ), an den Kurfürsten die Bitte, in der öden und im wüsten Wald liegenden Gegend des vormals gewesenen Dörfleins Iggelbach sich niederlassen zu dürfen. Er berichtet weiter, daß es den bisher dort wohnhaft gewesenen Ausländern wegen ihrer unzulänglichen Arbeit, keinen Nutzen gebracht, sie die Wildnis liegen gelassen und sich heimlich davongemacht hätten. Am 28. Mai 1688 wurden an weitere Beständer Hausplätze und Güter vergeben, und zwar an Daniel Kiener und Hans Caspar Burggraf. Trotz guten Willens und bester Absicht war den beiden Beständern nur eine kurze Schaffenszeit beschieden.
 
Noch im gleichen Jahr 1688 brach die Pfälzische Erbfolgekrieg aus, auch Orleans´scher Krieg genannt, in dem die wenigen Häuser des Dorfes wiederum eingeäschert wurden, was aus folgendem Schreiben hervorgeht ( geschrieben anno 1698 ):
„Nachdem nun in eben solchem 1688ten Jahr, als erstem Erbbestandsjahr gleich darauf, der lang angehaltene Französische Krieg erfolgt, - daß wir schon ein neu Haus erbauet, solche doch von den feindlichen Franzosen wiederum verbrennet worden, und denen in dem Erbbestand enthaltenen Conditionen nicht haben nachkommen, noch in dem Ort diesen Krieg überwohnen konnten, sondern außerhalb des Landes uns aufhalten müssen, bei dermalig aber Gott sein Dank wiederum erlabten lieben Frieden solchen Erbbestand wieder antreten und beziehen wollen, wie wir dann wirklich im Werk begriffen, Ew. Churfürstl. Durchlaucht untertänigst bittend…“
Sie wollen unter den Bedingungen von Anno 1688 von neuern anfangen. Die kurfürstliche Regierung war damit einverstanden. Von weiteren Siedlern hören wir in den Jahren 1698 und 1699 nicht´s, müssen also annehmen, daß Kühner und Burggraf die zunächst ersten und einzigen Wiederaufbauer Iggelbachs waren, zu denen sich erst nach und nach weitere gesellten.
Die ältesten Häuser des Dorfes Iggelbach tragen die Baujahre 1720 und 1759. Der Fleiß und der Schönheitssinn ihrer Besitzer hat sie in neuester Zeit zu Schmuckkästlein im Dorfbild werden lassen. Viele dieser alten Fachwerkbauten sind während der letzten 30 Jahre durch Feuerbrunst zerstört worden.
An Stelle der alten Fachwerkhäuser sind schöne, neue Steinhäuser entstanden. Dazu kommt  eine stattliche Zahl an Neubauten, besonders in der Schlossgasse und am Zimmerplatz. Im Verein mit den sauberen gepflasterten Straßen und Gassen bietet das sonst so stille Walddörfchen dem Fremden ein unerwartet überraschendes Bild.                                                                                                                                                                                                                                 
Treffnix
An diesem schönen Waldplatz hatte Revierförster Hahnus von Iggelbach in den Jahren 1859 bis 1865 einen Schießstand zum Vergnügen der Grünröcke aus der Umgebung errichtet. Auch der damalige Oberforstart K.A. von Ritter, der geistige Vater der Rittersteine im Pfälzerwald, soll sich hier oft an den Schießübungen beteiligt haben. Im Volksmund wurde diese Stelle spotthalber Treffnix genannt.
 
 
 
Es gibt ein Dörflein im Pfälzerwald,
Iggelbach ist´s
es kennt jeder bald.
In Rheinland-Pfalz
und im ganzen Land,
ist es gut bekannt.
 
In seiner Kirche, seiner Ruh
findest Erholung Du.
Auch kann man viel Wanderwege gehen
von seinen Bergen
kann man herrlich in die Ferne sehn.
Hier kannst Du den Alltag vergessen
und öfter mal in seinen Gaststätten
gut essen.
 
Ein Aufwiedersehn wäre angebracht,
auch wenn sich hier sagen
Fuchs und Hase
gute Nacht.
 
  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Geschichte der Iggelbacher Glocken

Die Geschichte der Iggelbacher Glocken dürfte in der Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang genommen haben. Gesichertes Quellenmaterial über den Zeitpunkt der Anschaffung einer ersten Glocke in Iggelbach gibt es nicht.
Man weiß aus einer Gerichtsakte, daß eine Glocke schon vor 1894 im Ort läutete. Die Glocke, sie war eher ein Glöcklein, hing in einem Dachreiter auf dem Schulhaus. Zu jener Zeit hatte Iggelbach noch keine Kirche und auch noch keinen Glocke. Es ist denkbar, daß die kleine Glocke beim Bau des ersten Schulhauses 1854 von den Iggelbacher Bürger angeschafft und damals in dem Dachreiter untergebracht worden ist.

Das scheint im Hinblick auf die vielfältigen Funktionen die eine Glocke in früherer Zeit zu erfüllen hatte, nicht so abwegig zu sein. So diente zum Beispiel die Glocke über das Schulläuten, das Morgen- und Abendläuten, das Toten und Begräbnisläuten hinaus als Turmuhr sowie als Melderin bei Feuersbrünsten.

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Sicher hat die kleine Glocke schon viele Jahre, vor ihrer erstmals schriftlichen Erwähnung, diese funktionalen Dienste in Iggelbach erfüllt. Das Läuten selbst lag in den Händen des Dorfschullehrers, der teils vor der protestantischen Kultusgemeinde, teils von der Gemeinde bezahlt wurde. Bedeutsam in der Geschichte der ersten Glockengeneration ist das bereits erwähnte Jahr 1894.

Dies steht in einem engen Zusammenhang mit der Auflösung des Iggelbacher Holzhauer – Unterstützungsvereins in dem betreffenden Jahr. Die Gründung von Holz- und Triftarbeiterverein für den Raum Elmstein war bereits ab 1852 in gang gekommen. Zur offiziellen Gründung von Unterstützungsvereine, jeweils auf Revierebene, war es dann am
1. Oktober 1860, auch im Forstamtsrevier Iggelbach gekommen.
Der Verein erfasste alle Waldarbeiter als zahlende Mitglieder und er diente zur finanziellen Grundabsicherung bei Krankheits- und Unglücksfällen. Dieser soziale Zweck entfiel mit der gesetzlichen Einführung der Kranken- und Unfallversicherung 1883 durch Reichskanzler Bismarck. Durch diese allgemeine Sozialgesetzgebung war dem Holzbauer- Unterstützungsverein der zweckgebundene Status verloren gegangen.
Seine Auflösung war nur noch eine Frage der Zeit. Die kam in einer von Forstmeister Lengenfelder, des Forstamtes Elmstein Süd, einberufenen Generalversammlung im Januar 1894. Die anwesenden Mitglieder beschlossen mehrheitlich die Auflösung des Vereins. Über das vorhandene Vereinsvermögen von 3 003 Mark gab es den Beschluss, zwei Glocken anzuschaffen.

Sie sollten stimmend zu der vorhandenen kleinen Glocke auf dem Schulhaus sein. Den Auftrag für 2100 Mark erhielt die Glockengießerei Pfeiffer in Kaiserslautern. Ins Auge gefasst war mit den restlichen 900 Mark einen Glockenturm zu errichten. Grundsätzlich herrschte Einigkeit über den Bau eines Glockenturmes. Streit gab es jedoch über den Standort.
Zwei Lager hatten sich im Ort gebildet, „die Unner – und die Ewwerdörfer“. Die einen wollten den Turm

„uff em Schloß“ bauen die anderen „uff em Brett“, nahe der heutigen Kirche. Wegen dieser unterschiedlichen Forderung und eigenwilligen Auslegungen der Beschlüsse des inzwischen gegründeten Glockenvereins, wurde beim Königlichen Landgericht Frankenthal sogar Klage erhoben.
Glockenverein gegen Holzhauerverein waren die streitenden Parteien. Ersterer war aus dem zweiten hervorgegangen. Das Landgericht Frankenthal verkündete, wie aus den Gerichtsakten hervorgeht den salomonischen Urteilsspruch, beide Vereine haben die Glocken beschafft, demnach sind beide Vereine gleichberechtigt an dem Besitz der Glocken. Der Prozess endete 1899.
Mit dem Richterspruch war das Zeichen zum Bau des einstöckigen Glockenturms „uff em Schloß“ gegeben. Eine kleine Anhöhe im Süden von Iggelbach, die diesen Namen ohne historischen Bezug trägt. Über 4 Jahre standen die Glocken während des Streites im Freien herum und so wurden oftmals zum Ärger der anderen Partei willkürlich geläutet.
Mit dem Neubau des Turmes ging ihre Odyssee zu Ende. Zusammen mit der alten Glocke des Schulhauses fanden sie endgültig ihren festen Platz in dem neugebauten Turm. Nur wenige Jahre klang ihr Geläut von diesem Turm aus über das Dorf. Der Streit war noch nicht lange beigelegt, da wurden die Iggelbacher gezwungen sich von ihren Glocken zu trennen. Alle drei mussten im Ersten Weltkrieg für die Herstellung von Kriegsmaterial abgegeben werden.

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Danach fehlten Iggelbach sieben Jahre lang ein Glockengeläut. Wie diese Zeit ohne Geläut überbrückt wurde, ist nicht bekannt. Sehr schwierig war es in der notvollen Nachkriegszeit und in den Jahren galoppierender Inflation, Geld für eine oder mehrere Glocken zu beschaffen. Die Freude war groß als 1924 eine preisgünstige Glocke von der Gießerei Pfeifer in Kaiserslautern erworben werden konnte. Die Glocke kam auf den Turm „uff em Schloß“. Zuvor ist dieser aufgestockt worden.

Fortan läutete dort die einzelne Glocke bis die protestantische Kirche in Iggelbach „auf dem Brett“ gebaut war. Am 24. Mai 1931 war die Grundsteinlegung der Kirche und am 11. Oktober 1931 wurde sie eingeweiht. Für das Kirchengeläut ließ die protestantische Kirchengemeinde eine große und eine kleine Bronzeglocke gießen. Passend zum Ton der 1924 angeschafften Glocke. Zusammen mit den zwei neuen Glocken war wieder ein Dreiglockengeläut wie ehemals vor dem Ersten Weltkrieg in Iggelbach zu hören. Die zweite Glockengeneration war komplett. Leider war ihre Lebensdauer auf eine kurze Zeit begrenzt.

Nur zehn Jahren verrichteten die Glocken gemeinsam ihren Dienst bis zwei davon 1943 für Krieg- und Rüstungszwecke abgeliefert werden mußten. Wenigsten eine, allerdings die kleinste Glocke blieb auf dem Kirchturm zurück. Sie tat ihre Dienste in Kriegs- und Nachkriegstagen bis zum Jahre 1954.
Bereits im Jahr zuvor war in Iggelbach eine Spendenaktion zur Beschaffung neuer Kirchenglocken angelaufen. Überraschend flossen aber die Spendengelder soreichlich und durch eine zusätzliche Stiftung eines Fabrikanten aus Erfenstein und der politischen Gemeinde Elmstein konnten 1954 drei Glocken beim Bochumer Verein für Gusstahlglocken bestellt werden.
Unter großer Beteiligung der Bevölkerung und auf einem Pferdefuhrwerk wurden die Glocken am 28. März 1954 eingeholt. Glockenweihe war am 25. April 1954 in der Kirche in Iggelbach. Ein halbes Jahrhundert, länger als keine zuvor läutet nunmehr die dritte Glockengeneration vom Kirchturm in Iggelbach. Sie ist aus Gusstahl und klingt in den Tönen A, C, und D. Jede der drei Glocken trägt den Eigentumsvermerk „Protestantische Kirchengemeinde Iggelbach“.
Die kleine Bronzeglocke, sie wiegt 219 Kilogramm, aus der zweiten Generation hing 26 Jahre nutzlos neben den drei Gusstahlglocken im Kirchturm. Ein Hilferuf nach einer Glocke aus einem kleinen Dorf in Kamerun im Jahre 1980 beendete ihre Ruhezeit. Das Presbyterium entschloß sich damals, der presbyterianischen Kirchengemeinde in Mom – Makuk, die kleine Glocke zu schenken.
Seitdem läutet sie im fernen Afrika und ersetzt das schlagen einer Trommel. Bei der Errichtung eines Turmes für die Glocke sind die Iggelbacher ebenfalls hilfreich gewesen.